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terça-feira, 29 de abril de 2025

Der Konservendosen-Kit: Zwischen der Realität des Krieges und der heiligen Ignoranz

Der Konservendosen-Kit: Zwischen der Realität des Krieges und der heiligen Ignoranz


                                Von João Carlos Quelhas

In letzter Zeit wird viel über die sogenannten „Überlebens-Kits“ gesprochen. Soziale Netzwerke sind entflammt, Videos vervielfachen sich, Gelegenheits-Experten sprießen wie Pilze aus dem Boden, und sogar einige politische Führer, wie der französische Präsident Emmanuel Macron, geben Warnungen heraus: „Bereitet euch vor.“ Aber wofür sollen wir uns vorbereiten?

Die Wahrheit ist, dass diese Kits keine Neuheit sind. Sie existieren schon immer – in unterschiedlichen Formen und Kontexten – seit es die Welt gibt. Es gab immer Kriege, immer Naturkatastrophen, immer das Unvorhersehbare. Und in diesen Zeiten bereiteten sich die Menschen so gut wie möglich vor. Mein Großvater, Sergeant Quelhas, kämpfte im Ersten Weltkrieg 1914, und auch damals wurde viel darüber gesprochen, was jeder mit sich führen sollte. Das damalige Überlebens-Kit war vielleicht anders als heute, aber die Logik war dieselbe: widerstehen, durchhalten, überleben.

In der Schweiz ist es beispielsweise üblich, Bunker zu haben. Isoliert in den Bergen oder in neueren Gebäuden integriert, verfügen viele Gebäude über einen. Allerdings sind diese Räume nicht mit Lebensmitteln ausgestattet. Jeder Bürger ist dafür verantwortlich, seine eigenen Vorräte zu sichern. Und hier kommt eine harte Realität ins Spiel: Wenn es heute, in angeblichen Friedenszeiten, für viele Familien bereits schwierig ist, Lebensmittel für den Alltag zu kaufen, wie kann man dann erwarten, dass sie zusätzlich ein Konservendosen-Kit haben, das möglicherweise nicht einmal verwendet wird und schließlich abläuft? Eine Lebensmittelverschwendung im Namen der Angst.

Denn seien wir ehrlich: Wenn der Hunger kommt, wird er für alle da sein. Wenn es Krieg gibt, wird er auch für alle sein. Wie Sonne und Mond. Sie wählen nicht zwischen Reich und Arm. Sie erscheinen für alle. Wir sterben alle auf die gleiche Weise. Warum also diese übertriebene Propaganda? Ist es nur eine weitere Modeerscheinung der sozialen Netzwerke, die der Logik von „Hans guck in die Luft“ folgt? Ist diese kollektive Angst ein weiteres Produkt der Ignoranz oder eine Massenmanipulation?

Während der Covid-Pandemie sahen wir Menschen, die in Supermärkte rannten und das Toilettenpapier ausverkauften. Toilettenpapier! Wenn es wenigstens Lebensmittel gewesen wären… aber nein. Es gab diejenigen, die sich mehr um ihren Hintern als um ihren Magen sorgten. Das habe ich immer kritisiert. Immer. Denn wenn es an Essen mangelte, konnte man sich zu Hause waschen. Aber ohne Essen kann man nicht überleben. Der Egoismus hat die Regale übernommen. Und jetzt sehen wir wieder denselben Trend: Jeder für sich.

Die Wahrheit ist: Ein Kit, das eine Woche, fünfzehn Tage, vielleicht einen Monat hält... versorgt niemanden in einem langwierigen Krieg. Und wenn der Krieg zwei, drei, vier, fünf Jahre dauert? Was nützt dieses Kit? Wir werden alle später an Hunger sterben. Es ist die Angst, die vorübergehenden Komfort schafft. Es ist die heilige Ignoranz, die Entscheidungen ohne Logik lenkt.

Hier zu Hause habe ich zum Beispiel einen Kühlschrank und eine Gefriertruhe. Wir kaufen ständig ein und füllen auf, selbst wenn alles voll ist. Es ist bereits eine Art permanentes Kit. Aber wir vergessen eines: Die älteren Produkte bleiben hinten. Wir neigen immer dazu, die vorderen zu nehmen. Und wenn wir es bemerken, sind die hinteren alt, abgelaufen, vergessen. Selbst diejenigen, die denken, sie seien vorbereitet, könnten nur zukünftigen Müll anhäufen.

Die Welt wird seltsam. Die Menschen werden egoistisch. Jeder schaut nur auf seinen eigenen Bauchnabel. Sie vergessen, dass wir uns in einer Katastrophe entweder alle retten oder alle sterben. Dass Hunger, Krieg, Frieden und Hoffnung geteilt werden sollten. Aber nein. Wir bauen weiterhin individuelle Kits, anstatt kollektive Lösungen zu finden. Wir denken weiterhin wie Inseln, obwohl wir Kontinente sein sollten.

Angst ist natürlich. Aber wenn sie sich in Hysterie verwandelt, verliert man den Verstand. Und wenn man den Verstand verliert, verliert man alles.

João Carlos Quelhas
Revista Repórter X Editora Schweiz


Revista Repórter X Editora Schweiz Oficial

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