Parkieren in Neu-Bülach – Zwischen Busse und dem Recht auf Raum
BÜLACH, SCHWEIZ – REPORTAGE DER ZEITSCHRIFT REPÓRTER X
In Neu-Bülach, zwischen den Quartieren Im Guss und Glasi, herrscht ein urbanes Paradox, das täglich sichtbarer wird: Parkieren bedeutet hier entweder Freiheit – oder eine Busse.
In einem lebendigen Umfeld voller kultureller Vielfalt und sozialem Miteinander – mit Kindergärten, Musikschulen, Geschäften, Cafés, Ateliers, Barbierläden und dem allgegenwärtigen Supermarkt Coop – pulsiert das tägliche Leben. Doch beim Thema Parkplätze stösst diese Lebensfreude an eine unsichtbare Mauer aus Vorschriften, Schildern und Strafen.
Gleich an der Schaffhauserstrasse 106 und 108, vor dem Geschäfts- und Dienstleistungszentrum im Guss, steht ein deutliches Schild: „PRIVAT“, begleitet von zwei Verbotssymbolen – Einfahrt und Parkieren untersagt. Gemäss Verfügung vom 20. August 2019, im Namen der Stadt Bülach, dürfen unbefugte Fahrzeuge weder einfahren noch stehen bleiben. Verstösse können mit einer Busse von bis zu 2 000 Franken geahndet werden. Die juristische Sprache ist streng – doch wer genau der Eigentümer des Geländes ist, bleibt unklar: Ist es die Stadt, die Coop, oder eine der ansässigen Firmen?
Gerade diese Unklarheit sorgt für Kritik. Der Raum wirkt öffentlich – ist aber privatisiert durch juristische Konstrukte und Drohgebärden. Wer die Angebote von Bistro, Musikschule, Kinderkrippe Lichtpunkt, MyOffice, WePINK AG oder Coop nutzt, wähnt sich in einem offenen Zentrum. Doch das Parkieren wird schnell zur Falle: ein Moment der Unachtsamkeit reicht, und schon droht die Busse.
Besonders in die Kritik gerät dabei die Coop-Filiale, die zwar werktags vom regen Zulauf der Kundschaft profitiert, am Sonntag jedoch geschlossen bleibt – samt Parkplätzen. Weshalb dürfen jene, die wochentags für Umsatz sorgen, nicht auch sonntags dort parkieren, um Bekannte zu besuchen oder das Quartier zu beleben?
Wenn Coop wirklich ein Teil der Gemeinschaft sein will, dann sollte sie auch Parkmöglichkeiten am Sonntag ermöglichen – als Zeichen des Respekts gegenüber den Bewohnern und als Beitrag zu einem offenen Miteinander. Denn wer seine Tore verschliesst, während der öffentliche Raum gebraucht wird, schliesst sich selbst aus der Nachbarschaft aus.
Dieses urbane Modell aus juristischen Schildern, städtischer Genehmigung und privater Abschottung passt nicht zu einem Quartier, das durch Vielfalt und Begegnung lebt. Statt Angst vor einer Busse, sollte Vertrauen in die Besucher wachsen. Statt leeren Parkplätzen am Sonntag, könnten offene Begegnungsräume entstehen.
Die Zeitschrift Repórter X ruft deshalb zur Reflexion auf: Stadtentwicklung ist mehr als Verwaltung – sie ist Dienst am Menschen. Ein offener Parkplatz ist keine Einladung zur Anarchie, sondern ein Zeichen des Willkommens.
Denn eine Stadt, die ihre Besucher bestraft, straft sich letztlich selbst.
autor: Quelhas
Zeitschrift Repórter X – Offizieller Verlag Schweiz
Revista Repórter X Editora Schweiz Oficial
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